Marienandachten

Benedicta tu (neuere Form)

 

Der hl. Philipp Benitius (2. v.links) und andere Heiligen verehren die Gottesmutter

Die Menschen sehnen sich immer wieder nach Formen des Gebetes, mit denen sie sich an Gott wenden und ihm die gebührende Ehre erweisen können. Nicht anders ist es in Bezug auf die Engel und Heiligen, denen wir uns anvertrauen möchten. Besonders in der Marienverehrung wird die Gebets- und Andachtenauswahl ständig größer. Ähnlich den traditionellen Gebeten und Andachten werden neue Andachtstexte entwickelt, welche wiederum jene Akzente zu setzen versuchen, die dem Glaubensleben unserer Zeit entgegenkommen sollten. Ausgehend von den Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und seinen Bemühungen um die Erneuerung der Marienlehre, hat der Servitenorden seine Aufgabe auch darin gesehen, einen konkreten Beitrag bei der Zusammenstellung zahlreicher liturgischer Texte im Bezug auf Maria zu leisten; und dies nicht nur innerhalb des eigenen Ordens, sondern auch in der Kirche. Als Frucht einer solchen Mitarbeit sei hier das katholische Messbuch für Marienmessen mit dem Lektionar von 1987 erwähnt. Mit dem Ziel, diesen Erneuerungsgeist auch im eigenen Orden zu fördern, hat die liturgische Kommission des Ordens Marienandachten ausgearbeitet, in welchen die traditionellen Glaubensinhalte im neuen Licht zur Betrachtung vorgelegt werden. Zu diesen Andachten zählt auch die neue Form von Benedicta tu von 1994 (für die „ältere Form“ siehe Servitanische Nachrichten 2009/2).

Während der schematische Aufbau der beiden Andachten gleich bleibt, ist die inhaltliche Seite anders konzipiert. Das neue Benedicta tu betrachtet das Thema: „Heilige Maria, Magd des Herrn“. Die Andacht wird mit einem Hymnus eingeleitet, der die Gedanken der Betenden in der Antwort Mariens „mir geschehe nach deinem Wort“ sammeln möchte; er weist auch darauf hin, dass in dieser Antwort bereits der Ansatz für die Erneuerung der ganzen Schöpfung liegt. Es folgen nun drei Psalmen, die durch ihre Natur und ihren Inhalt ein prophetisches Vorspiel auf das Magnificat bilden. Als erster wird der Psalm 111 genommen, der die großen Werke des Herrn besingt. Dieser Psalm lässt unmittelbar an jenes große Werk denken, das Gott an Maria gewirkt hat (vgl. Lk 1,49). Der folgende Psalm 113 bringt den Ruhm Gottes zum Ausdruck, vor allem seine Barmherzigkeit den Niedrigen gegenüber, eine Haltung, die man im Gesang Mariens wiederfindet (vgl. Lk 1,48.52). Der Psalm 146 ist der letzte in dieser Reihe. In ihm werden die Hoffnung und das Vertrauen auf den Herrn thematisiert und dem Menschen als der Heilsweg aufgezeigt, denn die wirkliche Hilfe kommt allein vom Herrn. Diese durch Generationen gemachte Erfahrung wird im Lobgesang Mariens auch nicht vergessen (vgl. Lk 1,50). Sodann wird das oben angesprochene Thema der Andacht in drei Kurzlesungen in Form von Bittgebeten reflektiert.

Im ersten Bittgebet wendet sich die Gebetsgemeinschaft an Maria, die als Magd des Herrn  bei der Verkündigung durch den Engel zum „Schoß des Wortes“ geworden ist. Sie wird als Lehrerin angefleht, die die Menschen unterrichten soll, wie man der Stimme des Geistes folgt und im Hören auf das Wort Gottes in den Ereignissen der Geschichte lebt. In ihr personifizieren sich die „lebendige Kirche des Wortes“, das „verheißene Land“, das „kommende Reich“, wie es in den anschließenden Antwortversen formuliert ist.

Die zweite Lesung bezieht sich auf die „vom Allerhöchsten Gesegnete“ bei ihrem Besuch bei Elisabeth, wo ihr das Magnificat in den Mund gelegt wird. Die Gebetsgemeinschaft bittet hier um die Fähigkeit, ebenfalls das Kommen des Reiches und die gänzliche Befreiung des Menschen zu verkünden, Christus zu den Schwestern und Brüdern zu bringen, die Barmherzigkeit des Herrn zu preisen. Die Antwortverse nach der Lesung lassen Maria als die „Stimme des alten Israel“ und als das „Loblied der Jungfrau Kirche“ aufleuchten.

Die dritte Lesung nimmt Bezug auf die „Frau des Schmerzes“ unter dem Kreuz ihres Sohnes. An sie wenden sich die Andächtigen, um von ihr zu lernen, unter den unzähligen Kreuzen unserer Zeit zu stehen, an denen ihr Sohn noch immer gekreuzigt wird. Die Andacht endet mit einem hymnischen Gebet der Serviten, in dem sie um die Gnade der Erneuerung ihres Einsatzes in der Nachfolge Christi und in ihrem Dienst an den Brüdern und Schwestern bitten. Obwohl der Gebrauch dieser Andacht spezifisch für die Serviten vorgesehen ist, kann sie auch von anderen Gebetskreisen verwendet werden. Insofern es sich dabei auch um einen Akt der Ehrerweisung an die Gottesmutter handelt, wird das Benedicta tu der Tradition nach stehend gesungen oder rezitiert. Bevorzugt wird das Gebet am Samstag gebetet, denn dieser Wochentag ist der Jungfrau Maria gewidmet.

fr. Fero M. Bachorík OSM