Marianische Bewegungen und Gemeinschaften

Marianische Vinzentinische Jugend

Die heilige Katharina Labouré aus der Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom hl. Vinzenz von Paul aus der Rue du Bac in Paris wurde berühmt durch ihre im Jahre 1830 erlebten Marienerscheinungen, bei denen sie von der Gottesmutter auch bestimmte Aufgaben erhalten haben soll. Neben dem Auftrag die Wundertätige Medaille prägen und verbreiten zu lassen, habe sie auch den Wunsch Mariens vernommen, dass eine Vereinigung gegründet werde, in der sich die Jugend aus den armen Gesellschaftsschichten mit menschlichen und christlichen Grundwerten bekannt machen könnte, und wo sie lernt diese Werte nach dem Beispiel Mariens unter den Menschen im eigenen Lebensmilieu zu verbreiten.

In den kommenden Jahren wurde durch das Mitwirken von Katharinas Beichtvater P. Aladel dieser Wunsch Wirklichkeit. Die Vinzentinerinnen haben unter den armen und verwaisten Kindern, die ihre Schuleinrichtungen besuchten, Mädchen ausgesucht, denen man eine tiefere religiöse Ausbildung zumuten konnte. Solche Ausbildung basierte auf einigen Grundprinzipien wie Nachahmung eines Ideals, Bildung von gegenseitigen Beziehungen, die auf den Gefühlen der Mütterlichkeit und Geschwisterlichkeit gründeten, umfassende Verhaltensregel, Wetteifer, Erlernen von Verantwortung, Anpassung der Erziehungsmethoden auf jedes einzelne Kind. Der Unterricht war auf die Förderung der Marienverehrung ausgerichtet; besonders hervorgehoben wurde Maria als die unbefleckt Empfangene. Daher hat man Maria mit ihren Tugenden, wie Reinheit des Herzens, Demut, Gehorsam und Barmherzigkeit, den Kindern als nachahmenswertes Modell vor Augen geführt.

Die Kinder sollten in Maria ihre Mutter erkennen und zu ihr eine Mutter-Kind-Beziehung entfalten. Durch ihre ausgeprägte Beziehung zur heiligen Jungfrau, der sie sich geweiht haben, wurden sie als eine besondere Gruppe angesehen und „Kinder der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria“ oder kurz „Marienkinder“ (nicht zu verwechseln mit später entstandenen gleichnamigen Gruppierungen) genannt. Diese Ortsgruppen wurden mit der Zeit nicht nur in Frankreich, sondern auch im Ausland immer zahlreicher und bildeten so den Kern der marianischen Vereinigung, die im Jahre 1847 vom Papst Pius IX. auch offiziell anerkannt und bestätigt worden ist. Als die Vereinigung im Jahre 1948 in Paris ihr hundertjähriges Jubiläum feierte, versammelten sich dort zum marianischen Kongress 11.600 Marienkinder aus 19 Nationen.

Die Struktur und die Zielsetzungen der Vereinigung wurden nach dem II. Vatikanischen Konzil revidiert und den Herausforderungen unserer Zeit angepasst. Die Vereinigung wurde in „Marianische Jugend“ umbenannt. Ab dem Jahr 2000 trägt sie einen international vereinbarten Namen „Marianische Vinzentinische Jugend“ (MVJ). Mit diesem Namen sollen die Grundzüge dieser marianischen Bewegung zum Ausdruck kommen: Sie ist marianisch, weil sie das Ja-Wort Mariens bei der Verkündigung als Modell christlicher Antwort auf die Initiative Gottes in unserem Leben betrachtet; sie ist vinzentinisch, weil sie ihren Einsatz für die Armen im Sinne der vinzentinischen Tradition ernst nimmt; ihr Engagement konzentriert sich auf die junge Generation, die auf ihrem Weg zum Erwachsensein durch die Vermittlung von christlichen Werten etappenweise unterstützt und begleitet wird. Je nach Land und Kultur werden die Jugendlichen in unterschiedliche Altersgruppen aufgeteilt, in denen sie Erfahrungen der gegenseitigen Annahme und Wertschätzung, der Anwesenheit und Wirkung Gottes, der Verantwortungsübernahme und des Dienstes an den Mitmenschen machen. Die Basisgruppen werden aus 5-8 Kindern bzw. Jugendlichen (Buben und Mädchen) gebildet. Jede Gruppe hat seinen Verantwortlichen, der die Tätigkeit der Gruppe animiert und Kontakte mit dem Ortsverantwortlichen pflegt. Ebenso hat jede Region, Nation und die gesamte Bewegung je einen Verantwortlichen. Das Zentrum der Bewegung, die weltweit über 125.000 Mitglieder zählt, ist in Madrid.

Jugendliche, die in diese Bewegung aufgenommen werden, legen üblicherweise ein Versprechen ab und übernehmen als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur MVJ die Wundertätige Medaille. Ähnlich, wie es am Anfang in der Vereinigung der Marienkinder praktiziert wurde, sprechen auch die Mitglieder der MVJ ihr Weihegebet an Jesus mit Maria, mit der Absicht Jesus tiefer kennenzulernen, ihm nachzufolgen, ihn zu lieben und sich ihm hinzugeben nach dem Vorbild Mariens und mit deren Hilfe.

fr. Fero M. Bachorík OSM