Marienfeste

Mariä Heimsuchung (2. Juli)

 

Alle Marienfeste haben ihre Grundlage in den auf Maria bezogenen Bibeltexten, aus denen zwei Tatsachen hervorgehen:

  • Maria ist immer in Bezug auf Christus dargestellt;
  • an Maria werden die Züge der Gemeinschaft der Erlösten sichtbar.

Wenn die Kirche also ihre Feste feiert, feiert sie den Herrn und sein Erlösungswerk. Bei den Marienfesten ist es ebenso: die Kirche gedenkt der Heilstaten Christi, indem sie Maria, die Begnadete, betrachtet, denn sie selbst war an diesem Heilsgeschehen konkret beteiligt. Das Fest Mariä Heimsuchung ist auch in diesem Sinne zu verstehen.

Begegnung Mariens mit Elisabeth; Mahnmal zum Schutz des ungeborenen Lebens, Servitenkloster Maria Weißenstein (2006)
Entstehungsgeschichte des Festes

Laut allgemeiner Überlieferung soll das Fest Mariä Heimsuchung im Jahre 1263 von den Franziskanern eingeführt worden sein. Die historisch greifbaren Anfänge des Festes gehen jedoch auf den Prager Bischof Johannes Jenstein zurück, der es im Jahre 1386 in der eigenen Diözese einführen ließ; das Fest war am 28. April zu feiern. Der Beweggrund damals war das abendländische Schisma (1378-1417), zu dessen Zeit es zwei Päpste gab. Jenstein wandte sich in seinen Briefen an andere Bischöfe, an die Ordensoberen und an Papst Urban Vl. mit der Bitte, man möge dieses Fest kirchenweit feiern, um die Einheit der Kirche wieder herzustellen. Seine Bitte wurde 1389 vom Papst akzeptiert, jedoch die offizielle Bulle zur Verbreitung des Festes konnte ein Jahr später erst sein Nachfolger Bonifaz IX. erlassen. Das Fest wurde zur Pflicht, nachdem das Konzil von Basel 1441 die Bonifaz-Bulle bestätigt hat. Die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wählte als Datum des Festes den 31. Mai. So fällt dieser Festtag zwischen das Verkündigungsfest (25. März) und das Geburtsfest des Täufers (24. Juni). Im deutschen Sprachraum wurde jedoch das frühere Datum (2. Juli) beibehalten.

Was uns dieses Fest sagt...

Das „Was" und „Warum" eines Festes bringen die liturgischen Texte zum Ausdruck. Bereits im Eröffnungsvers zur Eucharistiefeier an diesem Festtag heißt es: „Ihr alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat" (Ps 66,16). Die Liturgie legt diese Psalmworte in den Mund Mariens. Denn wie damals bei Elisabeth, will sie heute Jesus auch zu uns bringen und uns erzählen, welch große Dinge Gott in ihr - und nicht nur in ihr - bewirkt hat. Heute geschieht es allerdings durch die Kirche - die zweite Maria. Und im Tagesgebet sind dann folgende Worte zu hören: „Vom Heiligen Geist geführt, eilte Maria, die deinen Sohn in ihrem Schoß trug, zu ihrer Verwandten Elisabeth".

Maria wird uns als die vom Heiligen Geist erfüllte „Christusträgerin" vorgestellt. Kaum hat sie Jesus empfangen, eilt sie zu ihrer Verwandten, um ihr - die als Symbolgestalt für das Volk des Alten Bundes auf den Erlöser wartet - die frohe Botschaft zu bringen. Die prophetischen Worte „Der Herr, dein Gott ist in deiner Mitte", die in der ersten Lesung (Zef 3,14-18) erklingen, sind nun Wirklichkeit, die selbst Elisabeth wahrnehmen kann. Diese Gewissheit wird auch im Antwortpsalm bekräftigt: „Groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels." Sowohl der Vers vor dem Evangelium als auch das Evangelium (Lk 1,39-56) heben sodann den Glauben Mariens hervor, infolge dessen der Messias unser Fleisch annehmen konnte. Im Evangelium wird der Stimme Mariens Ausdruck verliehen. Im Magnificat preist sie den Herrn und zählt die Werke seiner Gerechtigkeit und Barmherzigkeit auf. Und weil sie sich der großen erhaltenen Gnade bewusst ist, kann sie unbefangen sagen: „Alle Geschlechter preisen mich selig."

Warum die Kirche dieses Fest feiert...

Vor allem, weil sie in Maria ein edles Vorbild der Nachahmung Christi sieht. Inspiriert von diesem Vorbild, ist sich die Kirche bewusst, dass ihre Sendung und Aufgabe in der Bewahrung und Verkündigung der Geheimnisse Christi liegen. Wie Maria ihrer Verwandten durch ihren Besuch einen zweifachen Dienst erwiesen hat, nämlich die Verkündigung der Frohbotschaft und die konkrete Hilfe in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft, so sieht auch die Kirche ihre Pflicht darin, den Menschen durch die Dienste des Wortes, der Sakramente und der Werke der Barmherzigkeit zur Seite zu stehen.

fr. Fero M. Bachorík, osm