Ewige Anbetung im Herzen einer Großstadt

Die Anfänge des Klosters der Servitinnen in München

Kriegswirren haben um 1700 auch Bayern heimgesucht. Kurfürst Max Emanuel und Kurfürstin Theresa Kunigunde mussten nach Venedig fliehen. Dort besuchten sie das Kloster der Servitinnen, wo Sr. Maria Elekta, geb. Gräfin Zinsendorf, weilte. Inder Not der Verbannung machte die Kurfürstin ein Gelübde: Wenn Gott sie wieder in die Heimat zurück führen würde, würde sie in München ein Kloster der Anbetung stiften und Maria Elekta sollte die Gründerin sein. Als am 6. April 1714 zu Rastatt der Friede geschlossen und Max Emanuel wieder als regierender Kurfürst in Bayern eingesetzt wurde, kehrte er mit der Gemahlin und den Kindern nach Bayern zurück.

Sogleich mühte sich die Kurfürstin Kunigunde (Bild rechts), ihr Gelübde zu erfüllen. Auf das beharrliche Bitten der Kurfürstin willigte Sr. Maria Elekta schließlich ein, mit einer Begleiterin, Sr. Maria Rosa, dem Ruf Gottes zu folgen. Nach vielen Hindernissen (Sr. Maria Elekta wurde unterwegs schwer krank) und einem Aufenthalt in Diessen, kamen sie München an. Es war ein hartes Beginnen. Zunächst wurde ihnen ein Haus im Hofgraben nahe der kurfürstlichen Residenz übergeben, das freilich sehr armselig, primitiv und ungeeignet für ein klösterliches Leben. Es war ein ehemaliger Tanzsaal mit riesigen Fenstern und ohne Heizung. Viele Fragen bedrängten die junge Gemeinschaft: Wo sollten etwa die Novizinnen untergebracht werden, bis mit dem Bau des neuen Klosters am Herzogspital begonnen werden konnte und es fertig sein würde? Doch trotz Not und Bedrängnis wuchs die Zahl der Schwestern innerhalb wenige Jah­re auf 26 an.

1721 glaubte Sr. Maria Elekta den Zeitpunkt gekommen, mit der ewigen Anbetung zu beginnen, wenn die Schwestern sich getrauen würden, Tag und Nacht den Herrn im HI. Sakrament anzubeten. Diese waren dazu voller Freude bereit und so begannen sie mit der ewigen Anbetung. Allen Widerwärtigkeiten zum Trotz hielten sie tapfer durch. Eine kleine wundersame Begebenheit machte Ihnen Mut: Beim heiligen Messopfer gingen plötzlich die beiden Kerzen am Altar aus - ohne dass sie wieder entzündet wurden, brannten sie plötzlich wieder. Die Schwestern glaubten an ein Zeichen der Schmerzhaften Mutter: Wann immer im Lauf der Geschichte des Klosters ein Tiefstand kommen würde, würde die Schmerzhafte Mutter auch wieder ein Auf stehen schenken. So hielten sie im Dienste vor dem Herrn durch, bis sie 1728 ins halb fertiggestellte Kloster am Herzogspital umziehen konnten, wo Jesus, ihre Freude, und Maria unter dem Kreuz sie erwartete.

Diesen Tag hatte Sr. Maria Elekta (Bild links) und ihre Gemeinschaft sehnlichst erwartet: am 15. Oktober 1728 wurde auf feierliche Weise das Allerheiligste in die Kapelle des neuen Kloster überführt und ausgesetzt. Schon seit einigen Wochen wohnte die Schwesterngemeinschaft im noch nicht ganz fertig gestell­ten Kloster, doch nun hielt der Herr selbst im heiligsten Sakrament Einzug im Herzogspital, Jesus selbst begann in dieser Kapelle zu wohnen und zu wirken.

Kurfürst Max Emanuel und Kurfürstin Theresa Kunigunde mit großem Gefolge, mit Pauken und Trompeten, ja die ganze Stadt begleitete das Allerheiligste Sakrament, viele fielen spontan auf ihre Knie nieder und verharrten in Anbetung, als die festliche Prozession durch die Straßen zog. Seine Exzellenz Graf von Königsfeld trug die Monstranz, zu beiden Seiten flankierten ihn Edelknaben mit brennenden Fackeln. Die Münchner Patres Paulaner, Kapuziner, Franziskaner und Augustiner begleiten den Zug. Auch zwei Servitenpatres aus Innsbruck waren für dieses denkwürdige Ereignis angereist. Den geistlichen Herren folgten verschleiert die 26 Klosterfrauen, die dem Herrn in seinem Haus Tag und Nacht dienen wollten. So schritt man durch das Muckertaler Tor in die Dienergasse, über den Marienplatz in die Kaufinger-, Neuhauser-, Eisenmannstraße zum Herzogspital. Beim Altar der schmerzhaften Muttergottes in der Klosterkirche angelangt, feierte Graf Königsfeld die heilige Messe vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Nach einer kurzen Ansprache des Bischofs erneuerten die Schwestern den Eid des Gehorsams gegen die bischöfliche Exzellenz, alsdann stimmte der Zelebrant das Te Deum an, das der Chor mit Pauken und Trompeten in feierlichster Weise beendete. Darauf wurde der heilige Segen erteilt und das hochwürdigste Gut im Tabernakel beigesetzt, der so gerichtet war, dass die Schwestern die Monstranz sehen konnten. Hierauf führte Seine Exzellenz die Schwestern durch die Sakristei in die Klausur, überreichte der hochwürdigen Frau Oberin die Klausurschlüssel und beendigte den Akt mit der Schließung der Pforte.

Die durchlauchtigsten Herrschaften hielten noch die erste Anbetungsstunde. Dann übernahm die Schwesterngemeinschaft den Dienst des ewigen Gebetes vor dem Allerheiligsten zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen. Der ganze Konvent hielt mit Freuden in Stille und auch unter Opfern bis zum Jahr 1800 treu Anbetung. Dann sollte ein Sturm von der Welt her auf Kirche und Klöster losbrechen, der auch von der Schwesterngemeinschaft im Herzogspital viel Glauben und Vertrauen fordern sollte.